Kurzinfo:
Energieausweise werden ab 1. Juli 2009 Pflicht für große, öffentliche Gebäude wie Schulen,
Kindertagesstätten, Ämter, Sozial- und Kultureinrichtungen,
Bibliotheken, Bäder usw.. Dieses schreibt die
Energieeinsparverordnung (EnEV) vor. Die Stadt Nürnberg muss 200
Gebäude mit öffentlichen Energieausweisen ausstatten. Das
Rathaus zeigt bereits seit Dezember 2005 den Energiepass dem
Publikum und seit
Juni 2008 hängt auch im Hochbauamt der neue Energieausweis. Wie
geht es weiter? Wer wird die restlichen Energieausweise
ausstellen?
Aspekte:
Energieausweis, Rathaus, Hochbauamt, Nürnberg, Energieeinsparverordnung,
EnEV 2007, Kommunen, Pflichtausweis, Energieausweis-Aushang, öffentliche
Gebäude, Energieausweis ausstellen, Erstellen,
Problem + Praxis: Die
Energieeinsparverordnung (EnEV) nimmt auch die Kommunen in die Pflicht: Große
öffentliche Gebäude, in den vielen Bürger tagtäglich ein und aus gehen, sollen
ihre Energieausweis nach EnEV gut sichtbar aushängen. Obwohl diese
Aushangpflicht erst ab 1. Juli 2009 greift, hat die Stadt Nürnberg bereits
das Alte Rathaus und das Hochbauamt mit Energie-Nachweisen ausgestattet.
Verantwortlich ist das Kommunale Energiemanagement (KEM) beim Hochbauamt
Nürnberg, dessen Leiter uns auf Fragen antwortete.
Fragen:
-
Wer ist das KEM und
welche Ziele verfolgen Sie?
-
Mit welchen
Strategien geht das KEM vor?
-
Wie kam es zum
Energiepass für das Nürnberger Rathaus?
-
Wer hat den Energieausweis
für das Hochbauamt ausgestellt?
-
Wer stellt die weiteren
199 Energieausweise für die Stadt aus?
-
Wie sind
die Erfahrungen mit dieser neuen Aufgabe?
ANTWORTEN vom 19.06.2008 von Wolfgang Müller,
Diplom-Ingenieur (FH), Leiter des Kommunalen Energiemanagements (KEM)
beim Hochbauamt der Stadt Nürnberg.
Autorin:
Melita Tuschinski, Dipl.-Ing.UT, Freie Architektin in Stuttgart,
Herausgeberin und Redaktion www.EnEV-online.de
Energieausweise als Aushang wird Pflicht
Die
öffentliche Hand - Bund, Länder und Kommunen sollen in Sachen Energieeinsparung in Gebäuden
Vorbilder sein. Dieses war eines der
Ziele der europäischen Richtlinie für energieeffiziente Gebäude.
Die Energieeinsparverordnung (EnEV 2007) setzte in Deutschland
die EU-Gebäuderichtlinie um. Die EnEV fordert u. a., dass für
bestimmte öffentliche Gebäude Energieausweise ausgestellt und
ausgehängt werden. Dafür stellt sie auch Muster bereit, wie die
Energieausweise aussehen sollen.
EnEV 2007, § 16
Ausstellung und Verwendung von Energieausweisen
"... (3) Für Gebäude mit mehr als 1000
Quadratmetern Nutzfläche, in denen Behörden und sonstige
Einrichtungen für eine große Anzahl von Menschen
öffentliche Dienstleistungen erbringen und die deshalb
von diesen Menschen häufig aufgesucht werden, sind
Energieausweise nach dem Muster der
Anlage 7 auszustellen. Der Eigentümer hat den
Energieausweis an einer für die Öffentlichkeit gut
sichtbaren Stelle auszuhängen; der Aushang kann auch
nach dem Muster der
Anlage 8 oder
9 vorgenommen werden."
Herr Müller, Sie leiten beim Hochbauamt der Stadt Nürnberg das Kommunale
Energiemanagement (KEM). Was tut das KEM in Nürnberg? Welche Ziele
verfolgen Sie?
Müller: Das KEM Nürnberg ist integraler Bestandteil des technischen
Gebäudemanagements und Ansprechpartner, Dienstleister, Problemlöser
sowie Kompetenz- und Beratungspartner für die Themenfelder Energie-
und Kostenoptimierung, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und agiert
dabei als Initiator, Motivator und Projektbegleiter.
Als
Kommunales Energiemanagement sind wir bestrebt den Energieverbrauch
und die Wasserverbräuche in den städtischen Gebäuden zu optimieren.
Auch wollen wir die Betriebs- und Investitionskosten senken und die
energiebedingten Schadstoffemissionen verringern.
Mit welchen Strategien streben Sie diese Ziele an?
Müller: Um Energie zu sparen und weniger zu verbrauchen, setzen wir
zunächst auf nichtinvestive Maßnahmen, wie Energiecontrolling, auch
optimieren wir den Betrieb und sensibilisieren die Nutzer über
Information und Öffentlichkeitsarbeit.
Im
Bestand sanieren wir die Gebäude und Anlagen bei Bedarf und als
Neubauten errichten wir nur energieeffiziente Gebäude. Hier ist
unsere gezielte Einflussnahme gefragt, denn nur wenn Neubauten
wirklich energieeffizient errichtet werden und wenn man bei
Bestandssanierungen an die Zukunft denkt, ist das Geld dafür richtig
angelegt.
Wichtig
ist für uns auch der Konsequente Einsatz erneuerbarer Energien und
dass dieser Bereich weiter ausgebaut wird.
Freiwilliger Energieausweise (dena-Energiepass) für das alte
Nürnberger Rathaus
Die
Energieausweise für öffentliche Gebäude müssen gemäß der EnEV 2007
ab dem 1. Juli 2009 verpflichtend ausgehängt werden. Die Stadt
Nürnberg wurde jedoch bereits 2005 aktiv und hat im Rahmen des
Feldversuchs der Deutschen Energie-Agentur (dena) das Nürnberger
Rathaus bereits im Dezember 2005 mit einem Energieausweis ausgestattet und
ihn öffentlich
ausgehängt.

Bild
1: Außenansicht des Alten Nürnberger Rathauses - Wolffscher Bau.
Foto: KEM Hochbauamt Nürnberg
|Grosses
Bild
Bild 2: Den Energiepass für das Nürnberger Rathaus
präsentierten Wolfgang Baumann, Baureferent der Stadt Nürnberg und
Wolfgang Sorge vom Ingenieurbüro für Bauphysik in Nürnberg.
Foto: KEM Hochbauamt Nürnberg
Wer
hat 2005 den Energiepass für das Nürnberger Rathaus ausgestellt
und was ist das Besondere daran?
Müller: Auf Initiative des Kommunalen Energiemanagements (KEM) im
Hochbauamt beteiligte sich die Stadt Nürnberg, gemeinsam mit dem in
Nürnberg ansässigen Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH
am bundesweiten Feldversuch zum Test von Energiepässen für
Nicht-Wohngebäude. Aus einer bundesweiten Bewerberliste von Gebäuden
mit unterschiedlichsten Nutzungen, Baualtersstufen und Standorten
gehörte das "Alte Rathaus" in Nürnberg zu einem der ausgewählten 40
Gebäude.
Die Entstehungsgeschichte des sogenannten Wolffschen Baus reicht bis
ins Jahr 1340 zurück. An dem Gebäude wurden seitdem zahlreiche Um-
und Anbauten realisiert, nicht zuletzt der Wiederaufbau in den
1950er Jahren nach den zum Teil massiven Zerstörungen am Ende des
Zweiten Weltkriegs.
Das Hochbaumt der Stadt Nürnberg
hat dazu eine Projekt-Info herausgegeben mit Angaben zum Aussteller des
Energieausweises. Im Dezember 2005 präsentierten der Baureferent Wolfgang Baumann und
Professor Wolfgang Sorge
vom Ingenieurbüro für Bauphysik, den Energieausweis der
Öffentlichkeit. (siehe Bild 2)
|Projekt-Info:
Energiepass für Nürnberger Rathaus
(pdf, 2
Seiten)
Inzwischen
haben Sie auch den Energieausweis für das Hochbauamt Nürnberg
der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wer hat ihn ausgestellt und was ist Besondere daran?

Bild
3: Außenansicht des Nürnberger Hochbauamtes.
Foto: KEM Hochbauamt Nürnberg
Müller:
Das Hochbauamt der Stadt Nürnberg befindet sich in einem Gebäude im Marientorgraben.
Der Energieausweis wurde als Verbrauchsausweis vom Kommunalen Energiemanagement (KEM) im
Hochbauamt erstellt und ausgehängt. Die Kennwerte für
Heizenergieverbrauch- und Stromverbrauch liegen unter den jeweiligen
Vergleichskennwerten für Ämtergebäude größer 3.500 Quadratmeter (m²)
Nutzfläche (NGF). (siehe Bild 4)
Eine Besonderheit des Energieausweises für das Hochbauamt ist, dass
dieser als Aushang zu erstellen war und damit für Nürnberg die
Umsetzung der in der EnEV 2007 festgelegten Aushangpflicht in
öffentlichen Gebäuden angelaufen ist. Bis zum 30. Juni 2009 werden
für städtische Gebäude in Nürnberg nahezu 200 Energieausweise als
Aushänge benötigt. Die Erstellung übernimmt das Kommunale
Energiemanagement (KEM) im Hochbauamt.
Eine weitere Besonderheit kann man auf der zweiten Seite des Nürnberger
Aushangs erkennen (siehe Bild 5). Der gesetzlich vorgegebene Teil des Aushangs wird auf
einer zweiten Seite durch zusätzliche Angaben zur Höhe des
Wasserverbrauchs, zu Kosten für Heizung, Strom und Wasser sowie
durch Energiespartipps ergänzt.
Sie sollen für
insgesamt 200 städtische Gebäude Energieausweise ausstellen und
aushängen. Um welche Nutzungen, bzw. Gebäudetypen handelt es sich
dabei?
Müller: In Nürnberg betrifft
diese Pflicht Schulen, große Kindertagesstätten, Ämtergebäude mit
Publikumsverkehr, Sozial- und Kultureinrichtungen, Bibliotheken und
Bäder. Fast zwei Drittel der erforderlichen Energieausweise sind für Schulen und große Kindertagesstätten.
Wer
stellt die Energieausweise für städtischen Gebäude Nürnberg aus?
Müller: Das Kommunale Energiemanagement (KEM) beim Hochbauamt der
Stadt Nürnberg stellt diese Energieausweise aus. Externe,
ausstellungsberechtigte Fachleute werden wir jedoch auch
beauftragen. Sie werden für alle geplanten Neubauten und zu
sanierenden Gebäude die Energieausweise ausstellen.
Wie sind Ihre Erfahrungen soweit mit dieser neuen Aufgabe für die
Kommunen?
Müller: Diese neuen Aufgaben - Erstellung Energieausweise, Umsetzung
der Anforderungen der EnEV, Aushangpflicht, Information der Nutzer -
die sich durch die Einführung der EnEV ergeben haben, sind insgesamt
sehr umfangreich und arbeitsintensiv, jedoch sicherlich auch äußerst
nützlich im Hinblick auf eine Sensibilisierung der Nutzer hin zu
energieeffizienten Gebäuden und einer sparsamen Verwendung von
Energie.
Herr
Müller, vielen Dank für Ihre Antworten. Wir wünschen Ihnen viel
Erfolg und werden gerne über Ihre weiteren Erfahrungen mit dem
Energieausweis berichten.

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